Was ist das eigentlich – story.one?

Das ist eine Frage, die mir schon häufiger begegnet ist, wenn ich jemandem von meinen bisherigen Veröffentlichungen erzählt habe. Zeit also für einen kleinen Erfahrungsbericht.

Sowohl „Strandgeflüster“ als auch „Fürstenverzug!“ sind bei story.one erschienen. Dabei handelt es sich um eine Plattform zur Veröffentlichung von Geschichten, welche dann in Buchform gebracht als Print-on-Demand verfügbar sind. Ich bezeichne es gern als eine Art Hybrid aus Verlag und Self-Publishing. Denn story.one stellt alles zur Verfügung, was man für den Vertriebsweg benötigt: Die Bücher erhalten eine ISBN und sind damit im Buchhandel erhältlich (online und stationär) und man muss sich nicht selbst um eine Druckerei kümmern. Auch das Impressum wird aus den eingegebenen Angaben erstellt. Für den Inhalt hingegen ist man selbst verantwortlich, d.h. es gibt kein Lektorat und auch kein Korrektorat. Außerdem bleiben die Rechte an den Texten komplett beim Schreibenden. Es ist gegen eine Gebühr auch möglich, das Buch bei story.one wieder aus dem Vertrieb zu nehmen und anderweitig zu veröffentlichen.‘

Wie läuft das Ganze nun genau ab?

Nach der Registrierung auf der Plattform kann man sein Profil anlegen und gelangt in den Autorenbereich. Dort steht ein Editor zur Verfügung, über welchen man die eigenen Texte als Storys abspeichern kann. Diese wiederrum lassen sich am Ende zu einem Buch zusammenstellen. Dabei ist das Format fest vorgegeben – und damit kommen wir zu der aus meiner Sicht größten Herausforderung an der ganzen Sache:
Jede Geschichte besteht aus höchstens vier Seiten. Davon kann die erste für eine Illustration, ein Zitat o.ä. genutzt werden, die restlichen Seiten sind dem Text vorbehalten. Es ist ein Maximum von 3500 Zeichen erlaubt, aber die bekommt man eigentlich nur unter, wenn man kaum Zeilenschaltungen setzt. Die Schriftart ist dabei ebenfalls voreingestellt; Formatierungen in fett, unterstrichen und kursiv sind allerdings möglich (nur beim Kapiteltitel nicht).
In einem Buch können 12-17 Storys bzw. Kapitel enthalten sein; es steht natürlich frei, ob man einzelne kurze Geschichten zu einem Band zusammenführt oder sich an einer zusammenhängenden Handlung versucht. Ich habe beide Varianten ausprobiert – beide hatten ihre Tücken. 😉 Dazu kommen noch Autorenbio, wenn man möchte eine Widmung, ein Inhaltsverzeichnis.
An diesem Format ist nicht zu rütteln – was ich auf der einen Seite verstehe, denn story.one ist ja auch ein Unternehmen, welches sich rechnen muss. Auf der anderen Seite finde ich es schade, dass nicht zumindest ein klein wenig Flexibilität erlaubt ist – z.B. die maximale Seitenzahl ohne Kapitelunterteilungen zu nutzen. Da steckt noch ungenutztes Potenzial. Und es hat mich zugegebenermaßen das ein oder andere Mal die Wand hochgetrieben, wenn dieser eine Buchstabe das dazugehörige Wort auf die vierte Textseite hat springen lassen. Da war eine ganze Menge taktische Nachbearbeitung notwendig.

Einzelne Storys und Bücher lassen sich stets abspeichern bzw. werden sogar automatisch gesichert. Ein nettes Feature bei den Storys ist, dass sie sich sowohl privat als auch öffentlich speichern lassen. Letzteres bedeutet, dass die Geschichten für andere Nutzer sicht- und lesbar werden; das habe ich als Leseproben zu meinen Büchern genutzt. Autorinnen/Autoren, welche ebenfalls auf der Plattform registriert sind, können sogar Kommentare dazu schreiben.

Ist der Text fertig und zu einem Büchlein zusammengestellt und vielleicht sogar mit Illustrationen verschönert, gibt es mehrere Gestaltungsmöglichkeiten für das Buchcover. Es ist möglich, ein Coverbild aus einer Bilddatenbank auszuwählen, man kann aber auch ein eigenes hochladen. Da es keinen Bildeditor gibt kann es etwas kompliziert werden, den richtigen Bildausschnitt zu treffen, hier sollte man sich genügend Zeit für Versuch und Irrtum einplanen (das gilt übrigens auch für die Bildseiten zwischen den Kapiteln).
Die Rückseite entspricht entweder der zweiten „Hälfte“ eines Bildes im Querformat oder kann einfarbig gestaltet werden. Nicht alle dieser Gestaltungsoptionen sind kostenlos – theoretisch zumindest. Meine Bücher sind im Rahmen des Young Storyteller Awards bzw. Thalia Storyteller Awards entstanden. Diese finden jeweils einmal jährlich statt und bieten bei Teilnahme die Möglichkeit, alle Gestaltungsmöglichkeiten kostenfrei zu nutzen.

So, uff. Das war schon eine ganze Menge. Was nun noch bleibt ist, die letzten Autoreninfos einzupflegen und einen Klappentext zu erstellen. Alles noch einmal kontrollieren – und dann auf’s Knöpchen drücken. Das war’s. Die reine Veröffentlichung des Buches ist kostenlos; vergünstigte Autorenexemplare können ebenfalls über die Plattform bezogen werden. Es dauert dann bis zu 14 Tage, bis das Buch verfügbar ist. Ausgeliefert wird als Hardcover und qualitativ finde ich diese auch schön gemacht. In meinem ersten Buch habe ich Aquarellillustrationen verwendet, in meinem zweiten Fotos – an der Druckqualität von Bild und Text gibt es nichts auszusetzen.

Und danach?

Dafür, das Buch im Anschluss zu vermarkten ist man in erster Linie selbst verantwortlich. Da story.one mit Thalia kooperiert stehen zwar einige Optionen in Aussicht, dort ins Regal zu kommen – aber dazu muss eine bestimmte Verkaufszahl erreicht sein, die relativ astronomisch ist, zumindest für den Otto-Normal-Neu-Autor-ohne-tausende-Follower. Denn: Ein Buch kostet 18 Euro. Und wenn man sich einmal die maximale Seitenzahl ausrechnet, dann ist das ziemlich viel Geld für wenig Buch. Ganz ehrlich? Mir als Leser wäre das auch zu teuer (auch wenn das wahrscheinlich eine marketing-taktisch eher suboptimale Aussage ist 😇). Hauptsächlich deswegen habe ich beide Bücher zusätzlich als e-Books aufbereitet: Um Lesern und Leserinnen, die sich für die Geschichte interessieren, diesen Betrag aber nicht in die Hand nehmen wollen, eine weitere Zugangsmöglichkeit zu bieten.

Natürlich gibt es auch Autorenprovision für über den Buchhandel verkaufte Exemplare und die ist mit 10% gar nicht mal so schlecht. Sie wird allerdings erst ab dem 11. verkauften Buch ausgeschüttet (selbst erworbene Autorenexemplare zählen dabei nicht).

Entdeckt man nach Veröffentlichung Fehler im Text, so ist es möglich, diese nachträglich auszubessern. Allerdings ist auch dies mit Kosten verbunden.

Mein Fazit:

story.one bietet eine angenehm niedrigschwellige Möglichkeit, ein kleines Buch zu veröffentlichen. Der große Wurf wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht dabei herauskommen, das muss einem klar sein – aber es ist schön, auf relativ unkomplizierte Art und Weise ein Buch mit dem eigenen Namen in den Händen halten zu können. Die Arbeit daran hat Spaß gemacht und wenn man sich einmal in den Editor eingefunden hat, ist das Ganze auch leicht zu handhaben. Mir persönlich hat es den Schubs gegeben, den ich gebraucht habe, um nicht nur vom Schreiben für ein größeres Publikum zu reden, sondern tatsächlich damit anzufangen. Dennoch werden zukünftige Veröffentlichungen meinerseits nicht mehr über story.one laufen. Das hat mehrere Gründe, hauptsächlich liegt es aber am Format an sich: Ich tue mich schwer, meine Texte derart strikten Vorgaben unterordnen zu müssen. Damit kann ich mich einfach nicht so ausdrücken, wie ich es gern möchte und es schränkt meine Kreativität ein, anstatt sie zu fördern. Meine beiden Erstlinge waren demnach eine spannende Herausforderung und eine gute Übung im sich-kurz-fassen – aber nun möchte ich doch lieber wieder nach meinem üblichen Motto schreiben: Warum ein Wort, wenn ich zehn verwenden kann? 😉